Auf der Reeperbahn nachts um halb eins
Die Band bestieg den Tourbus, und ich die Deutsche Bahn. Wenn man den ausgefallenen Zug nicht berücksichtigt, hielt sich die Verspätung diesmal in Grenzen. Und um die Bewegung der Passagiere zu fördern, organisierte die Bahn ein spontanes kollektives Umsteigen in Nürnberg, da der Zug irgendwo anders hinfahren wollte als ursprünglich geplant.
Ich liess mich dadurch nicht stören, lächelte über die Leute, die verzweifelt ihren reservierten Sitzplatz suchten und machte es mir für den Rest der Reise im Speisewagen bequem.
In Hamburg machte ich einen Spaziergang durch die Kälte nach St. Pauli via Hafen und zweimal Currywurst. Der legendäre Silbersack war fast leer, so setzte ich mich an die Bar und hörte dem einzigen Gast zu, der dem Barkeeper Geschichten aus der Pathologie erzählte. Später kam ein ehemaliger Beizer und Lastwagenfahrer hinzu und erzählte mir Schwänke aus seinem Leben. Legendärer Silbersack halt.
Ich unterhielt mich so gut, dass ich beinahe das Konzert verpasste. Der Band ging es allerdings ähnlich, weil der Tourbus schwächelte. Doch alles war gut und es hatte auch Publikum.
Auch in Hamburg leben Deutsche und so schloss auch dieses Lokal ziemlich abrupt nach dem Konzert. Doch das war kein Problem, denn “der neueste Nightclub macht auf heut’ Nacht”. Die Band kannte den Besitzer und so gingen wir da hin, wo “auf 50 Quadratmetern so an die 200 Mann” waren. Die Stimmung war ausgelassen “bis spät am Morgen früh”.
Die Unterkunft war gleich nebenan und an der Haustüre klebte ein Zettel “Wir entschuldigen die Heiz- und Warmwasserprobleme”. Déjà vu… Doch im Vergleich zu München war es der reinste Luxus und sogar duschen war möglich mit dem lauwarmen Wasser.
Morgens um 9 mussten die Jungs raus, ein Interview geben. Ich blieb noch ein wenig liegen und machte mich gegen Mittag auf Richtung Berlin. Am Hafen war es kalt, aber schön.
Auch diesmal fiel ein Zug aus, so dass die doppelte Anzahl Leute einsteigen wollte. Weil dann ein Ersatzzug kam, musste er auf einem anderen Gleis als geplant einfahren. Dies wurde leider erst 5 Minuten vor Abfahrt über Lautsprecher mitgeteilt, so dass sich ein Haufen Leute relativ gestresst quer durch den Bahnhof wälzte. Ich ergatterte einen Platz im Speisewagen. Das bestellte Chili con Carne kam leider bis Berlin nicht an, dafür schenkte mir der nette Herr gegenüber ein Bonbon. So geht das.