Es ist etwas faul im Staate Oregon
Bis zum heutigen Ziel, Portland (oder Portu wie der Einheimische sagt) war es nur ein Katzensprung von 3 Stunden.
Sowohl die Landschaft als auch die Stadt wirkten ziemlich europäisch im Vergleich zu Kalifornien. Grün, hügelig, und ein dicht bebautes Stadtzentrum.
Es war noch früher Nachmittag und das Konzert würde im Keller unseres Hotels stattfinden.
Das Gebäude hat einen eigenwilligen Stil. Innen sieht es aus wie in einer Blockhütte,
aussen hat es einen Garten mit viel Grünzeug und einem Lagerfeuer,
und die Hoteltüren sind schwarz und beim Einchecken werden einem Kreidestücke in die Hand gedrückt, um die Türe persönlich zu gestalten. (Davon gibt es keine jugendfreien Fotos.)
Es war immer noch früher Nachmittag und somit genug Zeit, sich ein bisschen die Stadt anzusehen.
Wir kamen etwa 600 Füsse weit. Dort stand eine Brauerei, es war ein warmer Herbsttag und man konnte draussen sitzen. Was will man mehr? Bevor wir bestellten, ereignete sich einer der geistvolleren Dialoge der Tour:
Schläppi (neben Allemann sitzend): “Weiss Allemann, wo wir sind?”
Allemann: “Ja, ich hab’s ihm gesagt.”
Und das war noch vor dem ersten Bier. Aber vielleicht war das auch das Problem.
Man musste dann auch wieder zurück, um das Konzert vorzubereiten. Routiniert gemacht, dauert das nicht lange und es blieb noch viel Zeit für Passfotos (4 Dollar mit der Kreditkarte) und zum Sitzen am Lagerfeuer. Dort entspannen sich intensive Gespräche, ich konnte mein (europäisches) Spanisch auffrischen und es wurde zu ersten Getränken eingeladen.
Als jemand einen Bloody Mary bestellte, fragte ich spontan nach einem Bloody Beer. Der Kellner verschwand ohne mit der Wimper zu zucken. Und brachte ein Bier mit Tomatensaft. WYOIWYG. What you order is what you get. Es war eine Erfahrung, aber ausgetrunken habe ich nicht.
Die Konzerte gingen wie gewohnt gut über die Bühne, vor einem zahlreich erschienenen Publikum.
Da es nicht weit bis ins Bett war, konnte man sich ausgiebig der After-Show-Party widmen. So endete es wieder in einem Hotelzimmer, wo zusammen mit anderen Gästen gefeiert wurde.
Diesmal dabei: Ein Professor für Skulpturistik. Der bekam einen Riesenschreck, als er merkte, dass im Bett auf dem er seit einer halben Stunde sass, schon jemand schlief. Vielleicht lags auch am Grünzeug, das er rauchte. Das ist legal in Oregon und er bot mir auch davon an. Er warnte noch, das sei starkes Zeug, doch ich spürte überhaupt nichts.
Gegen morgen lichtete sich das Publikum und zu zweit leerten wir die letzten zwei Fläschli. (Wir hatten vorher schon diverse Zimmermädchen glücklich gemacht, indem wir das Bier bei der Abreise im Kühlschrank vergassen.) Da fiel unser Blick auf ein Stück Schokolade, das jemand vergessen hatte. Wir assen das Gute-Nacht-Häppchen und wunderten uns noch, wie schlecht amerikanische Schokolade schmeckt.
Es wurde ein böses Erwachen. Die Welt fühlte sich völlig falsch an. Und es lag nicht am Kater. Ich lag im Bett und öffnete die Augen. Und schloss sie wieder. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, wo ich war. Dann überlegte ich mir, heute müsse Ruhetag sein und wir könnten im Bett bleiben. Das musste so sein. Weil ich könnte das Bett nicht verlassen. Etwas war falsch. Aber was?
Nach einer gefühlten Stunde war ich sicher, dass heute kein Ruhetag war und das machte mir Sorgen. Was war los? Konnte es das Gras von gestern sein, vor dem mich der Professor gewarnt hatte? Eigentlich kann rauchen nicht so lange wirken, aber ich beschloss, dass es das war.
Wir mussten dann tatsächlich aufstehen. Mit einiger Mühe gelang das auch. Als erstes starrte ich fünf Minuten auf mein ausgeschaltetes Handy. Dann packte ich autopilotmässig meine Sachen zusammen und starrte weiter vor mich hin. Rund herum sprachen Leute. Mit mir? Ich glaube schon, aber ich antwortete nicht.
Dann kam auch der andere Schokolade-Konsument aus dem Zimmer und hyperte herum. Ziellos lief er umher und wusste auch nicht, wie ihm geschah. Er vermutete abwechselnd LSD, Hirnschlag oder Pilze. Jemand packte seine Sachen zusammen, denn er war nicht fähig dazu.
Man erreichte irgendwie den Bus und dort klärte sich auf, dass die Schokolade von gestern grasig war. Einer der Evol Walks hatte sie in unserem Zimmer vergessen. Er isst sie regelmässig und nimmt pro Mal ein halbes Häuschen. Wir assen drei. Das stimmte ja positiv für die nahe Zukunft.
Die Fahrt nach Seattle verbrachte ich grossenteils schlafend…