Laute Nacht, wilde Nacht
Die Hauptorte der amerikanischen Bundesstaaten sind ein schwieriges Kapitel der Postkartengeographie. Was ist z.B. der Hauptort von Knallifornien? Das weltbekannte Sacramento. Und genau das war das Ziel von heute.
Kaum im Hotel angekommen, wir besprachen noch etwas im Gang, ging eine Tür auf und eine junge Dame beklagte sich über den Lärm. Das war jedoch nicht ernst gemeint und die Wasserflasche, die sie in der Hand hielt entpuppte sich schnell als sehr wodkahaltig. Es war fünf Uhr und die Flasche halb voll. Sie seien schnell fürs Wochenende hierher gekommen, um Party zu machen.
Das konnte ja heiter werden…
Es folgte die gewohnte Prozedur: Ausruhen, zum Club fahren, ausladen, Soundcheck machen.
Zur Abwechslung gingen wir hier mal mexikanisch essen. Aber, Überraschung, hier wars nicht US-Fastfood-mexikanisch, sondern ein bisschen traditioneller. Mit richtigen Tellern, Besteck und sogar ein bisschen Gemüse dazu. Mir hat jedenfalls mein Poulet an Schokoladensauce sehr geschmeckt.
Nach dem Zahlen waren wir richtig fit, um auf das Konzert zu warten. Also gemütlich draussen eine rauchen. Und plötzlich tönt irgendwoher eine Stimme “Mättu”.
Haben die Amis jetzt alle schon berndeutsch gelernt!?
Nein.
Es war ein ausgewanderter Schweizer, der letztes Jahr noch in Biel Silvester gefeiert hatte. Jetzt kam er mit seinem Kollegen schnell von San Francisco rüber, um sich das Konzert anzuschauen. Die Freude war gross und musste mit ein paar Premium-Bieren begossen werden.
Nach dem Konzert ist vor dem Konzert und wir änderten nichts an den Getränken. Monte hatte es weniger eilig als auch schon und so blieb noch etwas Zeit für Kunststücke.
Zurück im Hotel gabs noch einen gemütlichen Schlummertrunk, als plötzlich die Sängerin der Evol Walks herein kam. Ihre Kollegen machten Party in ihrem Zimmer und es sei die Hölle los. Gemütlich tranken wir aus und gingen dann mal schauen…
Und tatsächlich, das Zimmer war voll von Leuten jeglichen Geschlechts, Alters und Zustands, die wild durcheinander schrien, lachten und sonstige Dinge taten. Man stand auf den Betten oder lag am Boden. Überall leere Flaschen und Popcorn harmonisch im Zimmer verteilt. Sah ein bisschen aus wie Rock’n’Roll.
Doch die Lage beruhigte sich relativ schnell und die Hälfte der Leute verschwand. Vom den Übriggebliebenen lasen die einen ruhig im Bett oder hörten einem andern zu, der Gitarre spielte, während die anderen weiter Party machten.
Einer der Gäste von vorhin versuchte, in das Hotelzimmer vis-à-vis zu kommen. Mit jeglichen Papierschnipseln und Karten, die er fand, versuchte er, die Tür zu öffnen. Es klappte nicht (es war auch nicht sein Zimmer) und so stand er (gerade noch) mindestens eine halbe Stunde ratlos vor der Tür, sehr zur Freude unsererseits.
Die Party ging weiter und irgendwann tauchte auch die junge Dame mit dem Wodka wieder auf. Auch sie wusste wahrscheinlich nicht mehr genau wie sie hiess. Abwechselnd wollte sie nackt baden gehen, hatte sie Angst vor ihrem Freund und kotzte sie das WC voll. Tja.
Als sie dann endlich ging, lag der Kollege vis-à-vis unterdessen komatös vor der Tür. Dies reizte gewisse Leute dazu, gewisse Fotos zu machen.
Doch dann kam der Nachtportier und fand das alles nicht so witzig. Er versuchte erfolglos, den komatösen Herren zu wecken und dachte, wir gehörten zu ihm, und drohte mit der Polizei.
Das war dann das Ende einer wilden Nacht in der Hauptstadt von Kalifornien. Sakrament.