Lübische Sachen
Dass in Norddeutschland freundliche Menschen wohnen, hatte ich schon bemerkt. Aber heute war es ziemlich extrem. Im Hotel gab mir der Chef einen Haufen Tips für Lübeck und Hamburg und hätte mir beinahe noch einen tieferen Preis für das bessere Zimmer berechnet.
Ich wollte dann den Zug nach Lübeck nehmen, der fuhr aber erst eine Stunde später, so dass ich in den Bus einstieg. Der Fahrer machte ein Witzchen über die Zuverlässigkeit der Bahn und fuhr los. An einer Kreuzung musste er warten und weils grad passte, liess er dort jemanden spontan einsteigen. Ein bisschen weiter musste eine Dame niessen und entschuldigte sich dafür bei ihrem Sitznachbarn. Der meinte, kein Problem, das müsse sein, sonst platze einem ja der Kopf.
Irgendwann geht auch die freundlichste Busfahrt zu Ende und wir kamen in Lübeck an. Da zeigte sich auch das Wetter von der freundlichen Seite und liess mal wieder die Sonne scheinen.
Lübeck ist eine mittelalterliche Hansestadt, die auf einer Flussinsel gebaut wurde. Ich lief einmal rund herum.
Eine Besonderheit ist das Gangsystem von Lübeck. Das sind kleine unscheinbare Eingänge, die von den Strassen abzweigen und zu meist malerischen Innenhöfen führen, von denen teilweise weitere Gänge abgehen.
Gegen Abend hatte ich genug Gänge gesehen und die Insel war umrundet.
Bevor die Sonne unter ging, liess sie nochmals die Muskeln spielen.
Den Abend verbrachte ich in der “klassischsten Kneipe der Welt”, der Schiffer Gesellschaft, gegründet 1535. Hier fanden die Versammlungen der Seeleute statt. Als die Gesellschaft Bankrott zu gehen drohte, funktionierte man das Gebäude in ein Gasthaus um. Das funktioniert offenbar bis heute sehr gut.
In einer grossen Halle stehen lange Holzbänke, die Gelage, an massiven Eichentischen. Der Raum ist mit fast schwarzem Holz verkleidet und überall sind Schiffsmodelle unterschiedlichster Art ausgestellt. Die grössten davon schweben unter der Decke.
Das Essen ist wie zu erwarten klassisch Deutsch in nicht zu kleinen Portionen.