Im Untergrund
Schlafen tut gut und gibt Energie für Stadtrundgänge. Also unternahm ich einen.
Dass Ljubljana nicht sehr gross ist, beweist der Fakt, dass wir uns zufällig auf der Strasse trafen, ohne dass wir etwas abgesprochen hätten. Ausserdem muss man buchstäblich nur um eine oder zwei Hausecken gehen, um vom (Touristen-)Zentrum in sehr ruhige, fast ländliche Quartiere zu gelangen.
So schauten wir uns in einem gemütlichen “Vorort” um, bevor ein Ausflug an einen typisch slowenischen Ort auf dem Programm stand: Eine Höhle. Man sagt, es gäbe hier mehr als 10’000 davon.
Mit der Angabe “Brunnen vor dem grossen Hotel” suchten wir den Bus, der uns zur Höhle bringen sollte. Mit knapper Verspätung finden wir den Bus, nachdem wir das Hotel einmal umrundet hatten. Andere Gäste brauchten noch länger, um den Treffpunkt zu finden und wenn der Fahrer den Rückwärtsgang auf Anhieb gefunden hätte, wären wir ohne sie abgefahren.
Unser Führer nahm es locker und meinte er habe sowieso mit Problemen gerechnet, da das sein erster Ausflug war. Eine gute halbe Stunde später durch eine sehr grüne, bewaldete und menschenarme Landschaft hatten wir fast halb Slowenien durchquert und befanden uns am Eingang der Höhle. Der zweitgrössten der Welt. Mit entsprechend vielen Touristen.
Dort wird man zuerst mit einer kleinen Eisenbahn ein paar Kilometer ins Innere der Höhle gefahren, dann geht’s zu Fuss weiter.
Vorbei an diversen Arten von (Hänge-)Stalak-titten, Stalagmiten, Säulen und durch grosse und kleine Hallen gibt es dort viel zu fotografieren.
Der Führer wusste viel über die Höhle zu erzählen. So zum Beispiel, dass der Fluss, welcher die Höhle ausgewaschen hat, der gleiche ist, der durch Ljubljana fliesst (die weltbekannte Ljubljanica). Da er jedoch durch das Karst-Gestein diverse Male versickert, unterirdisch weiterfliesst und andernorts wieder auftaucht, wird er auch “Fluss mit sieben Namen” genannt.
In der Höhle leben auch diverse Tierarten. Allesamt blind und an das Höhlenleben angepasst. Eine spezielle Gattung sind die Grottenolme, die aussehen wie weisse Aale mit Beinen und bis zu hundert Jahr alt werden können. Diese werden auch “human fish” gennant. Da schloss sie für uns der Kreis, da wir am Tag zuvor ein Bier desselben Names genossen hatten.
Nach erstaunlich langer Zeit ging die Führung zu Ende und die Bahn brachte uns wieder vom kühlen, feuchten, dunklen Gewölbe in den warmen, hell strahlenden Sonnenschein.
Der Ausflug war aber noch nicht beendet, es ging weiter zu der berühmten “Burg vor der Höhle” (slowenisch: pred jama).
Beim Rundgang erzählte unser Führer diverse Schwänke aus dem Leben der Burg. So wurde sie und der bekannteste Burgherr einst ein Jahr und einen Tag belagert. Die Bewohner tranken das Wasser, das sich an den Felswänden sammelte und bekamen Nahrungsmittel geliefert durch einen Geheimgang vom Gipfel des Berges.
Dann wurde der Burgherr jedoch von einem Diener verraten. Dieser gab ein Zeichen mit einer Laterne, als der Herr die Latrine aufsuchte. Dadurch wussten die Belagerer, wo sie mit dem Katapult hinzielen mussten und der noble Burgherr starb so während eines nicht so noblen Geschäftsganges.
Da es Stau auf der Autobahn hatte, sahen wir bei der Rückfahrt noch ein bisschen mehr grüne slowenische Landschaft. Während die Australier hinten im Auto Räubergeschichten von ihren Europa-Reisen erzählten, unterhielt ich mich mit dem Reiseleiter. So erfuhr ich unter anderem, dass die slowenische Sprache angeblich sogar für Slowenen schwierig ist. An berühmten Slowenen gibt es offenbar nur einen Basketballspieler, einen Eishockeyspieler und die Skifahrerin Tina Maze. Und natürlich Melania Trump, die durch eigene harte Arbeit Amerikas First Lady wurde.
Zurück in der Stadt kamen wir gerade richtig zur Abendunterhaltung: Ein paar nüchterne Engländer sprangen mit oder ohne Badehose von einer der Brücken diverse Male in den dreckigen Fluss. Die halbe Stadt schaute zu.
Später am Abend durften wir noch erfahren, dass der Reiseführer mit der Aussage “Slowenen sind sehr vernünftig” durchaus Recht hat. Als wir um Mitternacht noch einen Schlummertrunk suchten, lehnten alle Restaurants ab, da man um halb eins schliesst.
Ein einziges Pub hatte doch noch länger offen. Dort gab es aber auch keine Drinks mehr, nur noch Bier und “something with rum”. Ich bestellte “something with rum”, war positiv überrascht und dann gingen wir schlafen.