Ein langer Tag nach einer kurzen Nacht
Nachtzüge sind eine aussterbende Spezies. Daher nutzten wir die Gelegenheit, einen der letzten Überlebenden zu studieren und fuhren nach Ljubljana. Das schöne daran ist, dass man morgens früh direkt im Zielort ankommt und so ausgeschlafen den ganzen Tag vor sich hat. Wenn man denn im Zug schlafen kann. Ich hatte jedenfalls schon bessere Nächte.
Wie dem auch sei, die Sonne schien und der Bahnhof machte einen schlechten Eindruck. Wir machten uns auf in Richtung Zentrum und der Eindruck wurde von Minute zu Minute besser. Eine saubere, grüne, autofreie Innenstadt mit meist renovierten Häusern und einem netten Fluss.
Es war Markttag mit einem Haufen Ständen und ausserdem fand gerade irgendein Festival statt. Wir fanden nicht heraus, was für eines, aber es lief schon zu früher Stunde ziemlich viel.
Auf einem Platz spielte eine Gruppe slowenische Musik, in etwa alpenländische Volksmusik mit zigeunerischem Einschlag. Dort setzten wir uns und ich wandte mein Slowenisch ein erstes Mal an. “Zwei Kaffee” hat die Bedienung verstanden, alles weitere dann nicht mehr. Egal. Ein paar Trachtenleute tanzten zu der Musik, zusammen mit einem “Medizinmann” in seinem knallbunten Kleid und ebensolchen Turmhut. Schön hier.
An mehr schönen Häusern vorbei flanierend fanden wir uns auf einmal in einem grossen Park wieder.
Zeit für ein Bier. Ein lokales natürlich. So gestärkt checkten wir im Hotel ein und legten uns kurz hin. So gestärkt verliessen wir das Hotel und machten uns auf zur Burg, die unübersehbar über der Stadt thront. Natürlich hat die Burg einen Turm, den man besteigen kann, wenn man so gestärkt ist wie wir.
Ausser dem Turn gibt es auch ein Museum mit Gegenständen vom ältesten je gefundenen Rad bis zur Unabhängigkeit Sloweniens 1991.
Hügel und Burgtürme besteigen gibt Durst und wir gönnten uns nochmals einen Hopfentrunk in einem der vielen Lokale am Fluss.
Nach einem neuerlichen Stadtrundgang hungerte uns leicht und wir verspiesen ein Abendessen. Dabei lernten wir, dass Polenta auch hier bekannt und beliebt ist, und dass es einen feinen Blaubeerlikör mit dem schönen Namen Borovničevec gibt.
Zum Abschluss des Abends besuchten wir das Jugendzentrum Metelkova das nicht nur aussieht wie die Berner Reitschule, sondern auch eine ähnliche Geschichte hat (erst militärische Nutzung, dann Besetzung durch Junge und Junggebliebene).
Die kurze Nacht forderte ihren Tribut und unsere Energie reichte nur mehr für ein Bier, dann waren wir Flasche leer.