Gut ausgeschlafen holte ich heute den Besuch der zwei grossen Kloster nach. Mit dem Auto war man schnell dort. Der Parkplatzwächter meinte, für hundert Rubel könne ich den ganzen Tag parkieren. Hatte ich nicht vor, doch ich gönnte ihm das Geld.

Das erste Kloster mit grosser Mauser und noch grösseren Türmen erinnerte eher an eine Festung als an einen Ort der Kontemplation.

Keine Festung, sondern ein Kloster

Gleich auf der anderen Seite des Flusses war das andere Kloster zu sehen. Auch von Mauern umrundet, doch in seiner Weissheit eher geistlich aussehend.

Ein anderes Kloster gleich gegenüber

In der Vormittagshitze lief ich hinüber. Am Fluss badete und fischte man. Im Inneren des Klosters sah es viel gemütlicher aus, als es von aussen den Anschein machte. Rund um die Kirche standen Holzhäuser mit Blumengärten.

Geblümte Kirche

Nonnenwohnung

Viel mehr gab es nicht zu sehen, so ging ich wieder zurück. Das zweite Kloster war sehr viel grösser und verlangte Eintritt. Diesmal kaufte ich inklusive Museen. Es waren viele Museen. Über Ikonen, Münzen, antike Kleider, Militär, Geschichte der Umgebung und noch vieles mehr. Ein bisschen Overkill.

Keine Stadtmauer, immer noch ein Kloster

Klostergarten

Erschöpft ging ich von dannen und fuhr nach Plyos, meinem nächsten Ziel. Das ist kleines Dorf an der Wolga, das aber in letzter Zeit Bekanntheit erreichte durch das luxuriöse Ferienhäuschen von Dmitri Medwedew.

Von dem bekam ich nichts mit, wohl aber von der Verschlafenheit des Ortes. Ich wanderte auf dem Hügel über dem Fluss umher und schaute nach unten. Es war schön. Irgendwo führten ein paar Studenten archäologische Grabungen durch. Das war das Highlight an Aktivität hier.

Mütterchen Wolga

Landleben

Ohne Gold geht es nicht

Es war warm und es gab Wirtschaften mit Terrassen. Doch alles war leer. Da mochte ich nicht alleine hinsitzen. Endlich sah ich eine Familie an einem Tisch sitzen. Ich ging hin und bestellte ein Schwarzbier. Noch ehe ich mich setzen konnte, wurde ich schon vom Grossvater der Familie gerufen, ich solle das Bier mit ihnen trinken. Natürlich tat ich das.

Der Grossvater hatte schon ein wenig Sprit intus und er sprach mit Abstand am meisten. Leider nur russisch, aber sein Sohn konnte übersetzen. Es war dem Sohn ein wenig peinlich, dass sein Vater so direkt war und mehr als einmal meinte er, das könne er nicht übersetzen.

Beim Thema Familie meinte die Mutter, ihr Sohn solle eine gute Frau finden. Ich schlug eine reiche Schweizerin vor. Der Vorschlag wurde begrüsst, man meinte aber, in Russland zahle immer der Mann, nie die Frau. Ich erwiderte, das wüssten schweizer Frauen aber nicht und das müsse man ihnen ja auch nicht erzählen. Gelächter.

Zum nächten Bier wurde ich eingeladen und das Thema Politik kam zur Sprache. Der Grossvater meinte trocken: “Warum wollt ihr Krieg?” Ich meinte, dass kein vernünftiger Mensch im Westen Krieg wolle, nur Politiker und Journalisten. Als ich dann noch meinte, der Nachbar von Europa sei Russland und nicht Amerika, waren wir uns vollkommen einig. Amerika njet!

Der Bürgermeister lief vorbei und der Grossvater wollte ihn mir vorstellen. Doch man liess es bleiben. Die kleine Tochter wurde langsam ungeduldig, weil sie schon lange “die Wolga berühren” wollte. Man machte sich langsam ans Verabschieden.

Doch als ich kurz fragte, wo man am besten Essen gehe, wurde ich sogleich in dieses Restaurant begleitet, an einen Tisch gesetzt und der Kellner instruiert, dass ich kein Russisch könne. Wir verabschiedeten uns voneinander und der Kellner nahm die Bestellung auf.

Auf dem Abendspaziergang fand ich ein paar schöne farbige Holzhäuser.

Dorfstrasse

Kurz darauf find es an zu regnen und ich wurde patschnass. Ich ging ins Hotel zurück.