Never too old to party
Irgendwann am Nachmittag raffte ich mich auf und wollte den Gorki Park anschauen gehen.
Als ich aus der Metro ausstieg, war der Himmel bedrohlich schwarz und es windete ziemlich aggresiv. Ich ging trotzdem zum Parkeingang, dort stand ein monumentales Monument von Zar Peter dem Grossen.
Leider schloss der Park wegen schlechten Wetters und so ging ich zurück zur Metro. Genau zur richtigen Zeit, denn es fing gerade an, heftig zu regnen. Also schaute ich mir die Metrostation an und überlegte, was zu tun sei.
Ich beschloss, wieder zurück in die Nähe des Hotels zu fahren und dort in das erstbeste Restaurant zu sitzen. Das erste Lokal war ein McDonald’s, das erstbeste ein paar Häuser weiter war eine nette Bar mit grosser Bierauswahl, eigener Burger- und Pizzabraterei, Fussball im Fernsehen und vielen Lauten.
Das es ziemlich voll war, setzte ich mich zu einem Paar an den Tisch und studierte das Burger-Menu. Da ich offensichtlich lange brauchte, um die kyrillischen Zeichen zu entziffern, bot mir der Mann an, er könne es für mich übersetzen. Ich dankte, wollte aber selber lesen.
Beim nächsten Bier kam der Mann mit einer Pizza an und meinte, ich solle ruhig auch zugreifen. Diesmal lehnte ich sein Angebot nicht ab.
Man tauschte sich darüber aus, welches Bier man als nächstes nehmen sollte und ging es dann bestellen. Nach dreimaliger Wiederholung fragten sie mich ob ich noch etwas vorhätte und sie würden noch zum roten Platz gehen und ich solle doch mitkommen, wenn ich wolle. Ich wollte. Wir gingen.
Vor dem Eintritt in die Strasse voller Leute wo ich gestern schon war, meinten sie, in dem Haus dort an der Ecke gäbe es eine Rooftop-Bar mit Aussicht. Das wollte ich mir ansehen. Und richtig, es hatte Aussicht. Allerdings nicht viel mehr, so dass wir nach einem kurzen Drink wieder nach unten gingen.
Heute war das Gedränge noch schlimmer als gestern, so war es ziemlich schwierig, bis zur Bar eines Freundes meiner neuen Kollegen zu gelangen. Es glückte trotzdem und wir gönnten uns zur Belohnung ein Bier.
Draussen trafen wir ein amerikanisches Paar, das im Moment in Island lebt. Der Mann hatte einen imposanten Bart und sah in seinem Island-Trikot aus wie ein original Isländer. Das dachten auch diverse Passanten und so war der Mann ein beliebtes Fotosujet.
Irgendwann hatten wir genug getrunken, es war schon spät und meine Begleiter wollten nach Hause. Ich hatte auch genug von dem Gedränge und lief in Richtung Hotel.
Da langsam wieder Hunger aufkam, gönnte ich mir noch einen Döner. Da dachte ich mir, hey, heute ist dein Geburtstag, geh doch noch grad nicht schlafen.
Zufälligerweise befand sich auf der anderen Strassenseite ein Irish Pub, aus dem Livemusik tönte. Sehr schön.
Leider spielte die Band nicht mehr sehr lange, so dass ich schon bald wieder nach draussen ging. Es war etwa 3 Uhr morgens, aber schon taghell. Im Park von gestern stellten ein paar Jungs ihre Instrumente auf und begannen, ein Konzert zu geben. Ich blieb.
Auch das ging mal zu Ende und ich befand mich wieder vor dem Ami-Restaurant und der Rock-Bar. Ich entschied mich für Letzteres. Der DJ wusste aber nicht so recht zu überzeugen, so dass ich auch hier nicht allzu lange blieb.
Dann halt noch auf einen Burger zum Ami nebenan. Gesagt getan. Ein Russe leistete mir Gesellschaft, wurde aber mit der Zeit mühsam und schenkte sich von meinem Bier ein. Der Security-Mann begleitete ihn nach draussen.
Das Lokal war ziemlich leer (kein Wunder um diese Zeit), doch an einem Tisch sassen vier Einheimische und winkten mich heran. Sie waren wie ich schon lange im Ausgang und wollten jetzt noch in die Sauna. Ob ich mit wolle? Ich wollte. Wir gingen.
Auf dem Weg dorthin hielten wir bei einer sowjetischen Mensa. Gekachelter Raum, Neonlicht und ältere Frauen und weissen Schürzen an der Bedienung. Es gab eine Teigtasche mit Fleischfüllung und ein Gläschen Wodka. Der Wodka hatte keinen Geschmack und war sehr gut, die Teigtasche schön salzig.
Ein kurzes Stück weiter und wir traten in die Sauna, bzw. Banja ein. Dort bekamen wir einen eigenen Raum mit Tisch, Sesseln und einem Fernseher. Von dort gelangte man in das Dampfbad, wo sich wieder Sitzgelegenheiten befanden und natürlich auch ein Schachspiel herumstand. Die Brille abgenommen und die Saunamütze aufgesetzt und dem ersten Gang stand nichts im Wege. Nach dem Gang übergiesst man sich mit kaltem Wasser und taucht ins kalte Becken.
Zurück im Ruheraum erholten wir uns (einer der vier schlief ein und wachte erst wieder auf, als wir gingen) und redeten über dies und das. Nach ein, zwei weiteren Gängen wurde es allerdings übel.
Der Banjameister (oder wie heisst der?) fächerte dem Feuer Luft zu, so dass Wellen heisser Luft erzeugt wurden. Die Hitze wurde fast unerträglich und diverse Stöhnlaute waren zu hören (vor allem von mir).
Nach kurzer Zeit war der Spuk vorbei und die Pause danach war redlich verdient. Beim Ober bestellten wir Schwarzbier und Teigtaschen.
Im letzten Gang schlugen wir uns gegenseitig mit Birkenzweigen, im Vergleich zu vorher ein sehr angenehmer Vorgang.
Nach einer weiteren langen Ruhepause war es langsam Zeit zu gehen. Ich verabschiedete mich von allen sehr grosszügig und ging ins Hotel, was zum Glück nicht so weit weg war.
Um 16 Uhr kam dort ich an. So geht das.