Nischni Nowgorod
Öffentliche Verkehrsmittel sind in Russland (mindestens in den Städten) gar nicht so schlecht. Das Problem sind oft die Informationen dazu. Während in der moskauer Metro fast nirgends Netzpläne zu finden sind, so ist am Flughafen von Nischni Nowgorod nicht wirklich klar, wie man in die Stadt kommt.
Es hat zwar eine Bushaltestelle, aber die beiden Buslininen führen nur ein paar wenige Haltstellen weit, was unmöglich schon das Zentrum sein kann. Während ich noch überlegte, hielt ein Bus, der auf dem Plan gar nicht eingezeichnet war. Alle Leute stiegen ein, daher schloss ich mich ihnen an.
Busse (und auch die Metro) haben immer Einheitstarife, egal wie weit man fährt. Das macht das Zahlen einfach. Wie dem auch sei, der Bus fuhr los. Ziemlich durch die Pampa. Kreuz und quer über mehr schlecht als recht geteerte Strassen, über unbewachte Bahnübergänge (auch eine russische Spezialität, scheissgefährlich!), durch eine ziemlich ländlich wirkende Gegend. Die Fahrt dauerte lange, aber die meisten Leute blieben sitzen. Ich war also richtig.
Langsam wurde es städtischer, irgenwann überquerte der Bus einen grossen Fluss und die Strasse führte einen Hügel hinauf. Die Zeit war gekommen, auszusteigen. Das tat ich auf gut Glück bei der nächsten Haltestelle. Der erste Eindruck hier: Viele Holzhäuser und eine Dönerbude neben der anderen, viele Leute auf der Strasse. Nicht vollkommen falsch.
Ich kam zu einem grossen Kreisel, aber es war schwierig ihn zu überqueren (auch eine russische Spezialität: Es hat Fussgängerstreifen, aber die sind meistens so angelegt, dass man grosse Umwege laufen muss). Irgendwann konnte ich dann doch die Strasse überqueren und ich nahm eine Abkürzung kreuz und quer durch ein wenig schmuddelige Hinterhöfe.
Auf einmal war Musik zu hören, ich trat durch einen Durchgang und fand mich in der zentralen Fussgängerzone wieder. Oha, Musik, flanierende Leute, herausgeputzte Häuser, Cafés, Strassenkünstler.
Auch hier gibt es einen Kreml, was man sich natürlich anschauen geht. Durch einer der grossen Türme gelangt man in das Innere.
Innen war mal wieder Kriegsmaterial ausgestellt.
Vorbei an gepflegten grossen Häusern und einer Kirche, kam ich dem Fluss näher.
Und auf einmal tat sich das Panorama auf den Fluss und das dahinter liegende Land auf. Durchaus ein wenig atemberaubend!
Der Kreml ist gross und die Mauer rundherum ist komplett erhalten. So flanierte ich der Mauer entlang zurück zur Stadt.
In der Fan-Zone schaute ich mir den Match an, und dann war es dunkel.
Auf dem Weg zurück ins Hotel fiel mir ein Junge auf, der auf einer Harasse stand, ein Schild “Craft Beer” in der Hand hielt, und nach links zeigte. Ich ging hin.
Die Bar war klein und hatte gerade frisch eröffnet. Eine bunte Mischung von Touristen und Einheimischen schlürften ihr Bier. Ein guter Platz, ich blieb bis die Bar schloss. Gleich um die Ecke befand sich eine Pizzeria die noch geöffnet hatte. Dort ging die Sause weiter.
Hier kam es mir wie in Südeuropa vor: Nicht alles ist perfekt organisiert, aber man weiss sich zu helfen. Es ist warm, und man feiert die Feste wie sie fallen. Es könnte schlimmer sein.
Es war schon lange hell, als ich zum Hotel schlurfte. Ich war bei weitem nicht der Letzte.