Wien
Wien ist auch so ein Ort, wo ich schon lange mal hin wollte. Gutes Essen, Kaffeehäuser und Wiener Humor. Also hin, habe ja Zeit und die Zugreise dauert nur 9 Stunden.
Ein erstes Highlight im wahrsten Sinn des Wortes gabs in Wels. Einst Schauplatz eines riesigen Konzertes mit einem Gewitter im dramaturgisch besten Moment. Kurz vor Wels begann es zu regnen, genau bei der Durchfahrt ging ein Blitz nieder und schon hörte der Regen wieder auf. Das fängt ja gut an.
Nach einer Wanderung durchs nächtliche Wien zu meinem Hotel begann sich der Hunger zu regen. Als es dann auch noch zu regnen anfing, ging ich ins erstbeste Wirtshaus. Es war grad noch ein Tisch frei und ich bestellte zufälligerweise ein Schnitzel. Nach Art des Hauses.
Kaum hatte ich bestellt, kamen drei weitere Gäste und da es sonst keinen Platz mehr hatte, setzten sie sich an meinen Tisch. Das fängt ja gut an.
Es waren Wiener und das Restaurant ein sehr bekanntes und gutes, darum wars auch so voll. Das fängt ja gut an.
Dann kam das Schnitzel bzw. die Schnitzel zusammen mit einer grosszügigen Portion Reis. Das fängt ja gut an.
Als ich damit fertig war, gratulierten mir meine Tischgenossen zum leeren Teller. Sie liessen sich die Hälfte ihrer Mahlzeit einpacken. Nicht ungewöhnlich in diesem Restaurant.
Da der Verdauungsspaziergang nicht ganz half, steuerte ich eine Bar an, um einen Verdauungsschnaps zu nehmen. Ein Marillenbrand, sehr fein.
Die Bar war irgendwie englisch. Der Herr rechts von mir war aus England. Der Herr links von mir war Österreicher, er hat mich aber dreimal auf englisch angesprochen bis er gemerkt hat, dass man in der Schweiz deutsch spricht. Die Bardame war zwar aus Amerika, hat aber so österreichisch gewirkt wie der Marillenbrand. Das fängt ja gut an.
An der Tür war eine Reklame für “Sturm”, das habe ich natürlich probieren müssen. Das ist junger Wein, so ähnlich wie Sauser, aber mit ein bisschen mehr Alkohol. Mir hat er geschmeckt. Der linke Herr meinte, so vier bis fünf Gläser lägen schon drin. Der rechte Herr meinte, das gäbe dann Probleme mit dem Magen. Aber der war ja auch Engländer.
Mit dem rechten Herrn habe ich mich über Politik unterhalten. Ich fluchte über die EU im Allgemeinen und die Kanalinseln im Speziellen. Er fluchte über die Schweiz und ihre Banken.
Der linke Herr hat mir in angenehmerem Ton diverse interessante Dinge über österreichischen Wein erzählt. So ging der erste Tag gut zu Ende.
Am nächsten Tag stellte ich fest, dass bezüglich Sturm beide Herren recht hatten: Vier bis fünf Gläser gehen durchaus, aber man hat auch am Tag danach noch etwas davon.