Christianshavn
Auf der anderen Seite des Flusses / Hafens / Kanals befindet sich Christianshavn. Hier war früher mal eine Festung, was man der Form des Kanals südöstlich noch sehr deutlich ansieht. Irgendwann kam ein König (wahrscheinlich mit Namen Christian) auf die Idee, dieses Gebiet auch besiedeln zu lassen. Und ein paar hundert Jahr später kamen ein paar junge Menschen auf die Idee, das restliche freiwerdende militärische Gelände für sich zu beanspruchen. So entstand Christiania, ein Teil von Christianshavn.
Diesen Stadtteil wollte ich heute besuchen.
Es kann Zufall sein, aber die Leute hier scheinen noch ein bisschen offener zu sein als anderswo. Kaum hatte ich ein paar Schritte dem Kanal nach getan, sass eine Frau am doch ziemlich kalten Boden. Sie spielte mit einem quietschenden Ball und ihrem Hund. Schnell erklärte sie mir, dass sie sich aus der Wohnung ausgesperrt habe und auf den Schlüsseldienst warte. Tja, shit happens. Doch sie liess sich davon die Laune nicht verderben und der Hund schon gar nicht.
Ein paar Schritte durchs grüne…
und ein paar Strassen weiter stand eine Kirche. Mit einem begehbarem Turm. Wiedermal. Doch hier war die Treppe auf der Aussenseite angebracht.
Selbstverständlich bin ich nach oben.
Ganz oben angekommen und die Aussicht geniessend, kam auch eine Mutter mit ihren Kindern oben an. Sie erklärte mir die Aussicht. Ohne Nebel würde man Schweden sehen und das stillgelegte Atomkraftwerk. Dann zählte sie diverse sonst noch sehenswerte Dinge ist in Kopenhagen auf. Und sie habe ein Jahresabo für den Turm weil es den Kindern so gut gefalle.
Oben spielende Kinder, auf einer luftigen, recht engen Treppe im Wind und Nieselregen stehend, ein interessanter Platz für Smalltalk.
Irgendwann war der Abstieg geschafft und ich wollte etwas essen gehen. An der nächsten Ampel versuchte ein Mann seinem Hund zu erklären, dass man bei rot stehen bleibt. Gleich danach fragte er mich, ob ich nach Christiania wolle, er könne es mir zeigen. Ich liess meinen Hunger bleiben und ging mit.
Er führte mich ein bisschen herum und erzählte interessante Dinge. Die Polizei kommt eigentlich nicht hierher. Es gibt (wenige) einfache eigene Regeln. Es gibt Läden und Restaurants, so dass man theoretisch hier leben kann, ohne nach “draussen” zu gehen.
Und natürlich die pusher street, wo man diverse Hanferzeugnisse kaufen kann. Verkauft werden diese in vermummten Hütten von vermummten Leuten. Ausserdem ist hier rennen und fotografieren verboten. Irgendwie doch nicht ganz die grosse Freiheit.
Die Verbotsschilder sind nicht rot, sondern grün. Und dass Gemüse auf dänisch “grüne Sachen” heisst, passt auch sehr gut hierher.
Sehr farbige, unkonventionelle, ein bisschen ungepflegt aussehende aber friedliche Leute, Häuser und Gärten. Mir kam das ganze so vor wie eine grosse Reitschule. Also ein Bier trinken. Da das aber sonst niemand machte, liess ich es auch bleiben und ass dafür einen Kebab.
Ich schlenderte noch ein wenig herum, sah mir alles grün-dlich an und hatte es dann gesehen. Wahrscheinlich läuft im Sommer mehr hier.
Hier in der Nähe steht auch das beste Restaurant der Welt, das Noma. Ich habe es leider nur von aussen gesehen. Einen Platz zu bekommen ist nicht gerade wie ein 6er im Lotto, aber vielleicht wie ein 5er.
Habe dann trotzdem nicht schlecht zu Abend gegessen. Die dänische Küche hat schon einiges zu bieten.